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Ausgezeichneter Kenner der Materie
In ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte hat die Fakultät für Physik und Astronomie der Ruhr-Universität Bochum erst zum fünften Mal die Ehrendkotorwürde verliehen – zuletzt im Jahr 2002 an den späteren Nobelpreisträger Peter Grünberg aus Jülich.
Prof. Dr. Yifang Wang aus Peking wurde am 18. Januar 2017 in die akademische Gemeinschaft der Fakultät aufgenommen. Die Bochumer Physik würdigt damit die herausragenden Leistungen Wangs in der Teilchenphysik und besonders seine Verdienste um die deutsch-chinesische Zusammenarbeit.
Von Hadronen und Neutrinos
Das wissenschaftliche Interesse Yifang Wangs gilt den Hadronen und Neutrinos. Hadronen sind Teilchen, die sich aus Quarks zusammensetzen. Ihre prominentesten Vertreter, die Protonen und Neutronen, gehören zu den Grundbausteinen der Atomkerne.
Neutrinos sind leichte Teilchen. Milliarden von ihnen prasseln pro Sekunde auf jeden Quadratzentimeter der Erdoberfläche. Sie reisen unbeeinträchtigt von Magnetfeldern und Materie auf gerader Bahn durchs All und stammen unter anderem aus fernen Galaxien.
Yifang Wang wurde 1963 in Nanjing in der Volksrepublik China geboren. Nach seinem Studienabschluss an der Universität in Nanjing schloss er sich am Teilchenbeschleuniger Cern der Gruppe des Nobelpreisträgers Samuel Ting an, der für einige Zeit sein Lehrer und Förderer war. 1991 wurde Wang in Florenz promoviert. Es folgten mehrjährige wissenschaftliche Stationen in den USA: von 1992 bis 1996 am weltbekannten Massachusetts Institut of Technology und von 1996 bis 2001 an der Universität Stanford.
Als Deputy Director wechselte er im Jahr 2001 an das Institut für Hochenergiephysik (IHEP) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. IHEP ist das federführende Institut für Teilchenphysik in China und betreibt dort den größten Beschleuniger. Aufgrund seiner Erfolge wurde Yifang Wang im Jahr 2011 zum Direktor des IHEP berufen.
Yifang Wang ist im Laufe seiner Karriere mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Zu seinen besonderen wissenschaftlichen Leistungen zählen:
- die dritte Ausbaustufe des Detektors im Beijing Electron Positron Collider. Unter dem Namen BES III ist er heute einer der weltweit besten und erfolgreichsten Detektoren in der Hadronenphysik. Die Ruhr-Universität Bochum war die erste Universität in Deutschland, die sich bereits im Jahr 2006 am BES-Experiment beteiligte und sich hier bis heute engagiert. Es ist BES III in den vergangenen Jahren gelungen, neuartige Materie in Form von Teilchen zu entdecken, von der man nicht wusste, dass sie überhaupt existiert;
- ein Neutrino-Experiment, das die verschiedenen Sorten von Neutrinos, die aus Kernkraftwerken kommen, miteinander vergleichen kann. Das Daya-Bay-Reaktor-Experiment befindet sich im Süden Chinas und wurde ebenfalls ein großer Erfolg;
- die Beteiligung am sogenannten Panda-Experiment in Darmstadt unter Federführung der Bochumer Hadronenphysik. Panda ist im Aufbau und schließt zeitlich an BES III an. Für Yifang Wang stand es außer Frage, sich an diesem Experiment beteiligen zu müssen, um so weiterhin exzellente Hadronenphysik machen und gleichzeitig seine guten Beziehungen zur RUB festigen zu können.
Für die Zukunft arbeitet Wang an einem weiteren Neutrinoexperiment namens Juno sowie an einem neuen Beschleunigerring für Elektronen und Positronen beziehungsweise Protonen. Er soll der größte und energiereichste Beschleuniger der Welt werden und würde das europäische Cern damit ablösen.
19. Januar 2017
13.42 Uhr